St. Agnes

Wer die St.-Agnes-Kirche in Hamm betritt, wird von der besonderen Atmosphäre sofort gefangen genommen. Die ehemalige Klosterkirche, deren Ursprungsbau aus dem 16. Jahrhundert stammt, musste nach dem Krieg ganz neu wieder aufgebaut werden. Nach einigen Renovierungen hat sie seit gut einem Jahrzehnt ein neues Gesicht: ohne Kirchenbänke, aber mit Stühlen, die wie eine Ellipse gestellt sind. Alt und Neu im Dialog in diesem Raum. Die Verantwortlichen selbst machen die Agnes-Kirche in Hamm zum „Frei-Raum“. Sie sagen: Sie unterscheidet sich von den anderen Kirchenräumen, indem sie herausfordert, sich einen (neuen) Platz zu suchen und der Versuchung zu widerstehen, sich einzurichten.

Verschiedene Gottesdienste und Gottesdienstformen, Installationen und Ausstellungen, Raumeingriffe und Irritationen, Gespräche und Begehungen sollen diesem Anliegen dienen.

Jetzt gerade wird der Raum erleuchtet durch ein paar Kerzen und ein paar Lampen und LEDs, die aber eher indirekt angebracht sind. So kann man die etwa 200 Menschen um einen herum nur schemenhaft wahrnehmen, ahnen, wer noch da sein könnte. Das fokussiert die Konzentration: auf sich selbst, den Raum, das Geschehen… – vielleicht das Eigentliche.

Immer zu Beginn einer Moonlightmass, die jeweils am ersten Sonntag des Monats um 21.00 Uhr gefeiert wird, fordert der Priester dazu auf, in seinen Anliegen Kerzen zu entzünden. Ohne Hektik stehen die Menschen auf, lassen sich Zeit, machen sich Platz, reichen sich auch gegenseitig die Lichter an. Irgendwann, wenn alle wieder sitzen, sieht man in der Mitte der Ellipse die Licht gewordenen Gedanken, Bitten und Gebete.